Standortwechsel: 3 Stunden Zugfahrt mit
der Regionalbahn von Palermo nach Milazzo, anschließend zwei Stunden
mit dem Aliscafo, dem Luftkissenboot, nach Ginostra auf Stromboli. In
dem kleinen Ort im Südwesten der Insel lebt Georg Züter, ein ehemaliger
Grafschafter, über den ich schreiben möchte. Soviel sei schon vorweg
verraten: Georg Züter ist nicht da. Er verbringt den Winter in Bologna,
der Heimatstadt seiner Lebensgefährtin, und kehrt erst Mitte April
auf die Vulkaninsel zurück. Auf ein Porträt will ich trotzdem nicht
verzichten. Ich habe mit Georg Züter ein langes Telefonat geführt,
und in Ginostra will ich versuchen, Spuren des Künstlers zu finden.
Ich bin in einem Appartement von
Karola und Uli Hoffmann untergebracht, zwei Deutschen, die auch schon
lange auf der Insel leben.
Vom lauten und hektischen Palermo nach
Ginostra, das ist eine Fahrt vom Getöse ins Zentrum der Stille. Die
Wohnung liegt auf gut 50 Meter Höhe über dem Meer am Rande des Ortes. Ein Esel
transportiert meinen Koffer nach oben. Dort herrscht die absolute
Ruhe. Selbst das Rauschen des Meeres dringt nicht hierher. Das
einzige Geräusch ist das Zwitschern einiger Vögel. Die Ruhe ist für
mich wie Balsam nach dem Sound mehrerer Großstädte. Ich genieße
von der Terrasse den Blick aufs Meer und die untergehende Sonne. Ein
Schiff fährt am Horizont vorbei. Fast zu kitschig, um wahr zu sein. Das einzige Restaurant des Ortes ist jetzt noch geschlossen. Also besorge ich mir in dem kleinen
Lebensmittelladen etwas zum Brutzeln in der Pfanne.
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