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Freitag, 14. August 2020

Der Streit um eine Jahreszahl

Es ist noch nicht sicher, ob folgende Anekdote aus alten Zeiten den Weg findet in die Zeitung. Auf jeden Fall steht sie schon mal hier in meinem Blog. Jan-Hindrik Jonker hat sie erzählt, Gerd Hans hat mich darauf hingewiesen:

Viele Besucher der Emlichheimer reformierten Kirche werden die Zahl gar nicht bemerkt haben, wenn sie den Kirchplatz betreten: „1957“ steht auf einer Sandsteinplatte, eingelassen in den Sockel eins Zauntores am östlichen Eingang. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, so etwas wird oft gemacht, wenn ein Bauwerk fertig gestellt ist. Aber an der reformierten Kirche war die Jahreszahl ursprünglich nicht gewünscht. Dass sie bis heute dort steht, ist dem damaligen Pastor Dietrich de Boer zu verdanken. Und das kam so: Jan-Hindrik Jonker war seinerzeit als junger Maurergeselle der Ringer Firma Kwade für den Bau des Zaunes eingesetzt, zusammen mit seinem Kollegen Karl Appelt. Ein ungewöhnlicher Auftrag, für die eigens ein Rentner des Steinlieferanten aus Hopsten anreiste, um die beiden in die Arbeit mit Sandsteinplatten einzuweisen. Jonker und Appelt machten sich ans Werk mit Hammer, Meißel und Spaltkeil: Zwei Tage Steine behauen, einen Tag Zaun bauen, immer im Wechsel. Kurz vor Fertigstellung dachte Jonker sich, es sei eine prima Idee, das Jahr der Entstehung des Zaunes festzuhalten. Und so nutzte er zwei Mittagspausen, um mit Hammer und einem dicken Nagel in einer Sandsteinplatte die Zahlen 1, 9, 5 und 7 auszupicken. Die Platte fand ihren Platz unten am Zauntor-Sockel. Als jedoch sein Chef Jan Kwade, Opa des heutigen Firmeninhabers mit gleichem Namen, das Werk entdeckte, war dieser alles andere als erfreut über das eigenständige Handeln seines Gesellen. „Die Platte mit der Zahl entfernst du wieder und ersetzt sie durch eine andere, und zwar nach Feierabend!“ lautete die unmissverständliche Anweisung des Firmenpatriarchen. Ganz anderer Auffassung war jedoch kurze Zeit später Pastor de Boer. „Welch eine schöne Idee“, sagte er zu Jonker, und nachdem auch der Kirchenrat sich dieser Meinung angeschlossen hatte, stand fest: Die Jahreszahl bleibt; zum Leidwesen von Jan Kwade, aber zur Freude von Jan-Hindrik Jonker, dem somit ein zusätzlicher Feierabendeinsatz erspart blieb. So ist bis heute das Entstehungsjahr des Sandsteinzaunes entlang der reformierten Kirche gut leserlich erhalten geblieben. Und nicht nur das: Ermutigt durch ihren Erfolg, haben Jonker und Appelt ein Stück weiter Richtung Bremarkt ihre Namen verewigt: „Appelt“ und „JHJ“ ist dort unten in das Mäuerchen eingeritzt.


unten, noch gut lesbar: APPELT

Schon etwas verwittert: JHJ
 

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