Heute habe ich mich auf Spurensuche
von Georg Züter auf Ginostra gemacht. Karola Hoffmann, meine
Vermieterin, hat die Gespräche mit Einheimischen übersetzt. Es soll
noch nicht zu viel verraten werden, da das Porträt von Georg Züter
demnächst in den GN erscheint. Nur soviel: Der ehemalige
Grafschafter hat in Ginostra große Spuren hinterlassen. Sobald sein
Name fällt, leuchten die Augen der Menschen, und sie hören gar
nicht wieder auf zu erzählen von jemandem, der hier weniger mit seiner
Kunst in Erscheinung getreten ist, sondern vielmehr mit seinen
großartigen handwerklichen Fähigkeiten. Auch sprechen alle in den
höchsten Tönen von seiner uneigennützigen Art, mit der er sich für
die Gemeinschaft des Dorfes eingesetzt hat.
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Immaculata Basile, Inhaberin des Restaurants L`íncontra | | |
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Ciccone Miquele | | | | |
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Maria und Mario Lo Schiavo |
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Pasquale Giuffrè |
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Karola Hoffmann mit dem Kind einer Freundin vor dem Haus von Georg Züter |
Am späten Nachmittag mache ich mich
auf den Weg zur Feuerrutsche, die Sciara del Fuoco. Dort, wo man die
regelmäßigen Vulkantätigkeiten beobachten kann und bei größeren
Ausbrüchen die Lava ins Meer rollt. Gleich hinter meiner Wohnung
beginnt der Pfad zur Feuerrutsche. Uli Hoffmann sagt, am schönsten
sei der Ausbruch nach Sonnenuntergang zu beobachten. Der Weg sei ganz
einfach, immer nur geradeaus. Ich marschiere also gegen Abend los und
komme nach einer halbstündigen Wanderung über einen steinigen Pfad
noch vor Sonnenuntergang an. Vor mir endet der niedrige Bewuchs
plötzlich. Dahinter die Feuerrutsche, ein breites Feld dunkler
Gesteinsmasse. Ich schaue nach oben auf das Bergmassiv mit der
rauchigen Spitze, während hinter mir die Sonne so langsam im Meer
untergeht. Der Rauch des Schlotes verändert seine Farbe von einem
hellem Weiß über Schwefelgelb bis zu einem Dunkelgrau. Es dauert
eine ganze Weile, bis der Berg endlich ein Einsehen hat und seine
rotglühende Lava in die Luft schleudert. Ich schaffe es noch
gerade, meine Kamera in Position zu bringen, ein paar Mal zu klicken,
und dann ist das Schauspiel auch schon wieder zu Ende. Jetzt beginnt
für mich der schwierigere Teil meines Unterfangens. Es ist längst
dunkel geworden, und ich muss den Weg zurückfinden in mein Dorf. Ich
knipse meine Taschenlampe an. Aber sie leuchtet mir den Weg immer nur
die nächsten ein, zwei Meter aus. Mir geht durch den Kopf: Was
passiert, wenn du dir jetzt den Fuß verstauchst oder den Weg nicht
mehr findest? Schritt für Schritt arbeite ich mich vorsichtig
vorwärts. Mir großer Erleichterung sehe ich schließlich die
ersten Häuser Ginostras. An meiner Unterkunft marschiere ich
zunächst in der Dunkelheit vorbei. Aber den zusätzlichen Weg zurück
gehe ich gerne. Ich bin einfach nur froh, mein kleines Abenteuer
unversehrt überstanden zu haben.
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