Dienstag, 18. März 2014

Spurensuche

Heute habe ich mich auf Spurensuche von Georg Züter auf Ginostra gemacht. Karola Hoffmann, meine Vermieterin, hat die Gespräche mit Einheimischen übersetzt. Es soll noch nicht zu viel verraten werden, da das Porträt von Georg Züter demnächst in den GN erscheint. Nur soviel: Der ehemalige Grafschafter hat in Ginostra große Spuren hinterlassen. Sobald sein Name fällt, leuchten die Augen der Menschen, und sie hören gar nicht wieder auf zu erzählen von jemandem, der hier weniger mit seiner Kunst in Erscheinung getreten ist, sondern vielmehr mit seinen großartigen handwerklichen Fähigkeiten. Auch sprechen alle in den höchsten Tönen von seiner uneigennützigen Art, mit der er sich für die Gemeinschaft des Dorfes eingesetzt hat.


Immaculata Basile, Inhaberin des Restaurants L`íncontra




Ciccone Miquele
Maria und Mario Lo Schiavo
Pasquale Giuffrè
Karola Hoffmann mit dem Kind einer Freundin vor dem Haus von Georg Züter

Am späten Nachmittag mache ich mich auf den Weg zur Feuerrutsche, die Sciara del Fuoco. Dort, wo man die regelmäßigen Vulkantätigkeiten beobachten kann und bei größeren Ausbrüchen die Lava ins Meer rollt. Gleich hinter meiner Wohnung beginnt der Pfad zur Feuerrutsche. Uli Hoffmann sagt, am schönsten sei der Ausbruch nach Sonnenuntergang zu beobachten. Der Weg sei ganz einfach, immer nur geradeaus. Ich marschiere also gegen Abend los und komme nach einer halbstündigen Wanderung über einen steinigen Pfad noch vor Sonnenuntergang an. Vor mir endet der niedrige Bewuchs plötzlich. Dahinter die Feuerrutsche, ein breites Feld dunkler Gesteinsmasse. Ich schaue nach oben auf das Bergmassiv mit der rauchigen Spitze, während hinter mir die Sonne so langsam im Meer untergeht. Der Rauch des Schlotes verändert seine Farbe von einem hellem Weiß über Schwefelgelb bis zu einem Dunkelgrau. Es dauert eine ganze Weile, bis der Berg endlich ein Einsehen hat und seine rotglühende Lava in die Luft schleudert. Ich schaffe es noch gerade, meine Kamera in Position zu bringen, ein paar Mal zu klicken, und dann ist das Schauspiel auch schon wieder zu Ende. Jetzt beginnt für mich der schwierigere Teil meines Unterfangens. Es ist längst dunkel geworden, und ich muss den Weg zurückfinden in mein Dorf. Ich knipse meine Taschenlampe an. Aber sie leuchtet mir den Weg immer nur die nächsten ein, zwei Meter aus. Mir geht durch den Kopf: Was passiert, wenn du dir jetzt den Fuß verstauchst oder den Weg nicht mehr findest? Schritt für Schritt arbeite ich mich vorsichtig vorwärts. Mir großer Erleichterung sehe ich schließlich die ersten Häuser Ginostras. An meiner Unterkunft marschiere ich zunächst in der Dunkelheit vorbei. Aber den zusätzlichen Weg zurück gehe ich gerne. Ich bin einfach nur froh, mein kleines Abenteuer unversehrt überstanden zu haben.





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