Nein, natürlich war früher nicht
alles besser als heute. Wir Kinder hatten keine Playstation, kein Wii
und schon gar nicht ein Smartphone. Unser Fahrrad hatte keine
Gangschaltung, und wenn es kaputt war, mussten wir zu Fuß zur Schule
gehen. Wir hatten satt zu essen, aber manchmal musste schon ein
Butterbrot mit selbstgemachter Marmelade oder Zucker reichen. Und
wenn wir Durst hatten, gab es Wasser aus der Leitung. Meine Eltern
fuhren nicht mit uns in Urlaub. Dazu reichten weder Geld noch Zeit.
Die Kleidung habe ich von meinem älteren Bruder aufgetragen.
Manchmal kam auch eine Schneiderin ins Haus und zauberte aus
gebrauchten Sachen neue Hosen oder Mäntel. Es gab keinen Fernseher,
meine Fantasie beflügelten Geschichten aus Büchern der
Gemeindebibliothek.
Und doch ist mir beim Sichten der alten
Bilder meines Vaters deutlich geworden. Es muss eine glückliche
Kindheit gewesen sein: Zelten im selbstgemachten Zelt aus Bettlaken
und Wäscheklammern, auf einem Floß die „Weltmeere“ erobern (siehe 15.03.),
baden in einem Vechtealtarm, in Bäume klettern, Hütten bauen,
Gärten anlegen, mit Kaninchen, Elstern oder Hühnern spielen.
Gut möglich, dass mir die Fantasie
beim Blick in die Kindheit einen Streich spielt und es in
Wirklichkeit ganz anders war. Eines aber war mit Sicherheit so: Wir
hatten unendlich viel Zeit und Raum und fühlten uns geborgen in unserer eigenen Welt. Meinem Vater
sei noch mal gedankt, dass er unser Tun mit seiner Kamera so
wunderbar festgehalten hat.
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