Freitag, 17. Mai 2019

Die Rückkehr in die alte Heimat

Emlichheim und die Niedergrafschaft kommen in der Romanliteratur so gut wie gar nicht vor. Das hat sich seit neuestem geändert. „Nordwestwärts“ heißt der Roman, in dem der Berliner Tobias Schwartz dem Landstrich, in dem er aufgewachsen ist, ein literarisches Denkmal setzt. Gestern hat der Autor im Haus Ringerbrüggen daraus gelesen, und viele Besucher kamen; neugierig zu hören, aber auch zu erfahren, was der Autor zu seinem Buch zu sagen hat. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der aus der Großstadt zurückkehrt in seine alte Heimat. Nein, der Arzt David sei nicht das Alter Ego des Autors, versichert Tobias im Gespräch mit Daniela Kösters, wiewohl ein Teil seiner selbst in vielen Figuren stecke. Und es ist auch ein Migrationsroman, denn parallel zur Rückkehr Davids wird in Retrospektiven das Schicksal der aus den deutschen Ostgebieten Geflohenen geschildert. Und einige von ihnen sind eben in jenem Ort an der niederländischen Grenze gestrandet. Emlichheim („Erbärmlichheim“), das unkultivierte Kuhdorf am Ende der Welt kommt dabei nicht gut weg, und so ist die Frage: Ist das Buch nun ein Heimat- oder ein Antiheimatroman? Tobias Schwartz erklärt, er wolle kein Nestbeschmutzer sein, Emlichheim sei ein Paradigma. Das Dorf stehe in seiner Erzählung beispielhaft für das Leben in einer abgelegenen Region und für die schwierige Beziehung von Einheimischen und Migranten. Tobias scheint mit seiner Geschichte einen Nerv getroffen zu haben. In der Zeitung „WELT“ wird das Buch aufs Höchste gelobt: „ ,Nordwestwärts` ist ein Roman,wie man ihn lange nicht mehr gelesen hat: unaufdringlich, gebildet, auf undogmatische Weise nachdenklich, distanziert zeitgenössisch und bei allem Problembewusstsein voller Anmut und Heiterheit“, schriebt der leitende Feuilletonredakteur. Und wir dürfen uns auf einen weiteren Roman von Tobias Schwartz freuen. Er sei schon in Arbeit und spiele wieder in Emlichheim, dieses Mal in der 1980-er Jahren, sagt der Autor.















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