Die Nacht vom 9. auf den 10.
November 1938 zählt zu den schwärzesten Stunden in der Geschichte
Deutschlands. Nationalsozialisten zerstörten jüdische Häuser und
Geschäfte, steckten Synagogen in Brand.
Auch
in Emlichheim klirrten die Fensterscheiben. Einheimische und
auswärtige SA-Männer demolierten die beiden Häuser der im Ort
lebenden jüdischen Familien Weinberg und ten Brink.
Weil
nicht vergessen werden darf, was vor 87 Jahren geschah, haben die
Emlichheimer Sozialdemokraten die Bürgerinnen und Bürger
eingeladen, an einer Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Gut 50
Personen sind dem Aufruf gefolgt. Eingangs erinnerte Friedrich Knoop
an das Schicksal der beiden Familien: Familie ten Brink wohnte am
Bremarkt und betrieb dort ein Textil- und Kurzwarengeschäft. Sie
gehörte zur Gemeinde mit allen Rechten und Pflichten. Louis ten
Brink kämpfte als Soldat im Ersten Weltkrieg und gehörte dem
Kriegerverein an. Doch in der NS-Zeit änderte sich das Klima, bis
schließlich 1938 das Haus zerstört wurde. Ten Brinks Hund, der die
SA-Leute anbellte, wurde kurzerhand erschlagen. Doch es gab auch
Nachbarn, die Zivilcourage zeigten. Am nächsten Tag setzte der Maler
und Glaser van der Zwaan die Scheiben zum Selbstkostenpreis wieder
ein. Die Nachbarn Assen und Borghorst bezahlten sie. Am 3. Januar
1939 kam Louis von einem Meldegang nach Neuenhaus nicht mehr nach
Hause zurück. Seinen Leichnam fand man am 18. März in der Vechte
bei Gölenkamp. Seine Schwester Mathilde blieb allein zurück, in
einem teilweise demolierten Haus ohne eigenes Einkommen. Über ihr
weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
Familie
Weinberg betrieb an der Ringer Straße ebenfalls ein Textilgeschäft,
das SA-Leute plünderten. Die Waren brachten sie in das nahe gelegene
Heim der Hitlerjugend am Burhook. Mit Hilfe der Nachbarin Aaltien
Bennink flüchtete das Ehepaar Weinberg über die Niederlande nach
Belgien. Dort verlor sich ihre Spur. Vermutlich sind beide in einem
KZ ermordet worden.
Friedrich
Knoop erinnerte daran, dass nicht alle Nazis waren, es aber eine
schweigende Mehrheit gegeben habe, die nichts unternommen habe. Knoop
rief dazu auf, angesichts des heute aufkommenden Rechtsextremismus
nicht zu schweigen, sondern aktiv dagegen anzugehen.
Anschließend
begab sich die Versammlung zu den ehemaligen Häusern der beiden
jüdischen Familien, um die im Bürgersteig eingelassenen
Stolpersteine symbolisch zu putzen und der Ermordeten zu gedenken.
(Mit den Messing-Steinen erinnert der Künstler Gunter Demnig an die
Opfer der NS-Zeit.)