Montag, 10. November 2025

Gegen das Vergessen

Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zählt zu den schwärzesten Stunden in der Geschichte Deutschlands. Nationalsozialisten zerstörten jüdische Häuser und Geschäfte, steckten Synagogen in Brand.

Auch in Emlichheim klirrten die Fensterscheiben. Einheimische und auswärtige SA-Männer demolierten die beiden Häuser der im Ort lebenden jüdischen Familien Weinberg und ten Brink.

Weil nicht vergessen werden darf, was vor 87 Jahren geschah, haben die Emlichheimer Sozialdemokraten die Bürgerinnen und Bürger eingeladen, an einer Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Gut 50 Personen sind dem Aufruf gefolgt. Eingangs erinnerte Friedrich Knoop an das Schicksal der beiden Familien: Familie ten Brink wohnte am Bremarkt und betrieb dort ein Textil- und Kurzwarengeschäft. Sie gehörte zur Gemeinde mit allen Rechten und Pflichten. Louis ten Brink kämpfte als Soldat im Ersten Weltkrieg und gehörte dem Kriegerverein an. Doch in der NS-Zeit änderte sich das Klima, bis schließlich 1938 das Haus zerstört wurde. Ten Brinks Hund, der die SA-Leute anbellte, wurde kurzerhand erschlagen. Doch es gab auch Nachbarn, die Zivilcourage zeigten. Am nächsten Tag setzte der Maler und Glaser van der Zwaan die Scheiben zum Selbstkostenpreis wieder ein. Die Nachbarn Assen und Borghorst bezahlten sie. Am 3. Januar 1939 kam Louis von einem Meldegang nach Neuenhaus nicht mehr nach Hause zurück. Seinen Leichnam fand man am 18. März in der Vechte bei Gölenkamp. Seine Schwester Mathilde blieb allein zurück, in einem teilweise demolierten Haus ohne eigenes Einkommen. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Familie Weinberg betrieb an der Ringer Straße ebenfalls ein Textilgeschäft, das SA-Leute plünderten. Die Waren brachten sie in das nahe gelegene Heim der Hitlerjugend am Burhook. Mit Hilfe der Nachbarin Aaltien Bennink flüchtete das Ehepaar Weinberg über die Niederlande nach Belgien. Dort verlor sich ihre Spur. Vermutlich sind beide in einem KZ ermordet worden.

Friedrich Knoop erinnerte daran, dass nicht alle Nazis waren, es aber eine schweigende Mehrheit gegeben habe, die nichts unternommen habe. Knoop rief dazu auf, angesichts des heute aufkommenden Rechtsextremismus nicht zu schweigen, sondern aktiv dagegen anzugehen.

Anschließend begab sich die Versammlung zu den ehemaligen Häusern der beiden jüdischen Familien, um die im Bürgersteig eingelassenen Stolpersteine symbolisch zu putzen und der Ermordeten zu gedenken. (Mit den Messing-Steinen erinnert der Künstler Gunter Demnig an die Opfer der NS-Zeit.)











 

 

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