Samstag, 10. November 2018

Ein eindrucksvoller Gedenkabend

Gestern vor 80 Jahren, am 9. November 1938, klirrten in Emlichheim die Fensterscheiben. Hitlers SA-Männer demolierten die beiden Häuser der in Emlichheim lebenden jüdischen Familien Weinberg und ten Brink. Weil Scheiben zu Bruch gingen, wird die Aktion volkstümlich oft Reichskristallnacht genannt. Ein Begriff, der falsch ist, denn er verharmlost. Darauf wies gestern Abend Albert Rötterink, Vorsitzender der Heimatfreunde, hin. Pogrom trifft besser, was damals geschehen ist. Der Begriff steht für gewaltsame Ausschreitungen gegen Menschen, die oft einer Minderheit angehören. 
Albert sprach auf einer Gedenkveranstaltung der Samtgemeinde Emlichheim. Nahezu 300 Menschen hatten sich an der Ringer Straße vor dem ehemaligen Haus Weinberg versammelt, in der Hand ein Kerzenlicht, das das Mehrgenerationenhaus gestiftet hatte. Eine beeindruckende und Mut machende Zahl, die wohl größte Versammlung dieser Art in der Grafschaft. Anschließend gingen die Teilnehmer den „Weg des Gedenkens“ durch das Dorf zum Haus ten Brink am Bremarkt. An beiden Orten gestalteten Schüler der Haupt- und Realschule Dialoge mit Albert Rötterink und Hermann Borghorst, die das Schicksal der beiden jüdischen Familien deutlich machten. Auch gab es Emlichheimer mit Zivilcourage, so wie Hermann Borghorsts Opa, der sich mutig den SA-Leuten entgegenstellte. Schön, dass auch niederländische Gäste an dem Gedenken teilnahmen: Der Coevordener Bürgermeister Bert Bouwmeester und Gerhard van den Hoven von der Stiftung Synagoge Coevorden. Er erinnerte daran, dass die Nazis auch das jüdische Leben in Coevorden auslöschten: Von 141 Juden, die 1942 in der Stadt wohnten, überlebten nur 14. Zum Schluss lasen Schüler die Namen aller 20 Juden vor, die im Dorf lebten und in der Nazizeit ums Leben kamen.


















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