Montag, 5. Juni 2023

Vom maroden Klassenraum in die Streitschule

Zum 60. Jahrestag der Entlassung aus der Evangelischen Volksschule Emlichheim waren 2018 noch 21 Ehemalige gekommen. Zur Wiedersehensfeier 2023 war die Gruppe auf 14 Leute geschrumpft. „Es werden jedes Mal weniger“, bedauerte schon vor fünf Jahren Johann Lübbers, der das Treffen in der Gaststätte Schuurman zusammen mit Jan Roeles organisiert hatte. Fünf Personen sind in der Zeit verstorben, und einige trauten sich die Anreise nicht mehr zu. 1950 wurden 56 Kinder in einem uralten Schulgebäude in unmittelbarer Nähe der reformierten Kirche eingeschult. Der Raum war in einem miserablen Zustand. Eine Kohleofen sorgte an kalten Tagen für die nötige Wärme. „Heinz Batterinks Aufgabe war es, dass immer genügend Kohlen im Ofen brannten. Zusätzlich wurden im Herbst Kastanien verheizt, die dann so schön knallten“, erinnerte sich Jan Roeles. Kindern, die in der Nähe des Ofens saßen, wurde schon mal sehr heiß. Sie erhielten dann von ihrer Klassenlehrerin die Erlaubnis, sich eine Zeitlang zum Abkühlen draußen aufzuhalten. „Wir haben auch schon mal nachgeholfen und dem Ofen ordentlich Zunder gegeben“, fügte Johann Lübbers schmunzelnd hinzu. In den ersten drei Jahren war Fräulein Reil Klassenlehrerin, damals eine Legende in Emlichheim. „Zum Glück verstand die gebürtige Oldenburgerin plattdeutsch, denn wir Kinder sprachen zur Einschulung oft noch kein Deutsch, das Fräulein Reil uns erst noch beibringen musste“, berichtete Johann Kemkers. 1954 zogen die Kinder in eine neue Volksschule am Lägen Diek, die damals als „Streitschule“ Schlagzeilen machte. Die Gemeinde hatte ohne behördliche Genehmigung ein zweites Stockwerk aufgesetzt, um die Schulraumnot zu lindern. Erst nach langen Verhandlungen einigte man sich, die Schule stehenzulassen, und die Viertklässler transportierten persönlich ihre Schulbänke in die nahe gelegene Schule. Dort wurden die Kinder ab dem vierten Schuljahr von Lehrer Harm Brink unterrichtet, der die Klasse von Fräulein Reil übernahm.


 

 

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