Samstag, 2. März 2019

Die Krux mit den Geschlechterrollen

Jungs, die an der Schwelle zum Erwachsenensein stehen, haben viele Fragen. „Wann ist der Mann ein Mann?“ fragt Grönemeyer provozierend und selbstironisch in seinem Song. In dem Theaterstück „Jo im roten Kleid“ vom Hamburger „Theater Triebwerk“ kommen die berühmten Liedzeilen dann auch wieder vor. Zwei Männer stehen auf der Bühne und erinnern sich an ihre Jugend. Uwe Schade erzählt, er hätte gern das schöne, rote Kleid seiner Mutter angezogen.Während Heino Sellhorn Grönemeyers Lied zitiert, streift Schade sein geliebtes rotes Kleid über, als Schattenriss hinter einer Papierwand sichtbar. Hiermit beginnt die Geschichte von Jo, wie er sich einen Film ausdenken würde, in dem er die Hauptrolle spielt: Ein Junge, der das Kleid seiner Mutter tragen und sich im Spiegel betrachten möchte. Fragen tauchen auf: Was ist mir peinlich? Wovor habe ich Angst? Was ist männlich? Es geht nicht nur um Geschlechterrollen, sondern um grundsätzliche Lebenseinstellungen: Darf ich Angst haben, ohne feige zu sein? Wie will ich mein Leben gestalten? Schade und Sellhorn spielen die Geschichte von Jo grandios und mit einer Wucht, die die jungen Zuschauer des Gymnasiums, der Haupt- und Realschule des Emlichheimer Schulzentrums in ihren Bann zieht. Nichts ist den beiden Schauspielern peinlich, egal ob Sellhorn als tapsige Prinzessin im roten Röckchen und mit Krönchen auf dem kahlen Haupt Ballett tanzt oder Schade in schwarzer Unterwäsche Cello spielt. Wesentlicher Bestandteil der Szenencollagen ist die Musik: Sellhorn am Contrabass, Schade am Cello. Man merkt, dass die beiden von der Musik kommen. Mit ihren Instrumenten erzeugen sie Stimmungen, die mal in leisen, zarten Tönen daherkommt, mal mit brachialer Urgewalt die Grunz- und Kotzgeräusche des Pendants unterstützen. Das Stück, das nach dem Bilderbuch von Jens Thiele entstanden ist, endet damit, dass Sellhorn fragt:Was würde passieren, wenn der Film zu Ende ist und du immer noch vor dem Spiegel stehst?“ Schade: „Dann würde ich im Kleid meiner Mutter auf die Straße gehen, damit mich alle sehen, wie ich es als Kind gemacht habe.“
In einer Nachbesprechung mit den Schülern sagen die beiden Schauspieler, dass das Stück nicht sehr oft angefragt werde, weil „die Schulen sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen möchten“. Umso höher ist zu bewerten, dass die Macher von „Konzept Kultur für Kinder“ den Mut hatten, es nach Emlichheim zu holen.











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