Freitag, 1. August 2014

Es ist soweit

Jetzt ist plötzlich der Tag da. Erster August, der Beginn meiner Pensionierung. Ich kann`s gar nicht glauben. Eigentlich wird sich nicht so viel ändern, freiberuflich werde ich weiterhin unterwegs sein. Aber immerhin: Ein langer Lebensabschnitt ist zu Ende gegangen. In den GN habe ich dazu eine Kolumne geschrieben. Für alle, die keine GN beziehen (davon soll`s tatsächlich noch einige geben), hier steht der Text noch einmal:

Elf schwere Kisten habe ich auf den Dachboden gehievt, voll mit Unterrichtsmaterialien aus 30 Jahren Schultätigkeit. Eine Heidenarbeit. Das war vor zehn Jahren, als ich mich vom Schuldienst beurlauben ließ. Es hätte ja sein können, dass ich noch mal ins Klassenzimmer zurückkehre. Daraus ist nichts geworden, die freiberufliche Arbeit hat mich voll ausgefüllt. Nun habe ich die Kisten über die kleine Dachbodentreppe wieder nach unten geschleppt, denn ab heute bin ich vom Land Niedersachsen offiziell in den vorzeitigen Ruhestand entlassen worden. Was tun mit den unzähligen Büchern, Unterrichtsvorbereitungen und Arbeitsblättern? Ich könnte sie jüngeren Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung stellen. Aber die haben inzwischen ganz andere Vorstellungen von Schule und können wenig anfangen mit dem Material aus der pädagogischen Mottenkiste, zumal fast alle Bücher noch in alter Rechtschreibung geschrieben sind. Für Kassetten und Videos gibt es kaum noch Abspielgeräte, und Blaumatrizen zum Vervielfältigen kennen die meisten schon gar nicht mehr. Also hole ich Papier- und Mülltonne und beginne auszusortieren. Beim Anblick der gesammelten Schätzchen zieht meine Lehrerzeit wie im Zeitraffer noch mal an mir vorbei: Klassenlisten bringen die Namen ehemaliger Schüler in Erinnerung. Die mit viel Herzblut erstellten Arbeitsblätter, die Spielesammlung für Klassenfeste, die Trillerpfeife für den Sportunterricht. Nichts wird mehr gebraucht, und Wehmut beschleicht mich. Ein Lebensabschnitt ist nun endgültig vorbei. Bald ist die Papiertonne bis zum Rand gefüllt, und es müssen noch so viele Bücher und Blätter entsorgt werden. Ich denke, ich werde meinen Nachbarn bitten, seine Tonne mit benutzen zu dürfen. Ich möchte nicht noch einen Monat warten müssen, bis auch der Rest verschwunden ist. 



 

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