Zwei
Orte habe ich heute aufgesucht, wie sie nicht
unterschiedlicher sein können: Das Holocaust-Mahnmal in der Nähe
des Brandenburger Tores und den Prinzessinnengarten beim Moritzplatz.
Das
Mahnmal mit seinen 2700 Betonstelen gedenkt der Juden, die
während der Naziherrschaft ermordet worden sind. Die Stelen sollen
an Grabsteine erinnern, ihre graue Betonfarbe an die Asche
verbrannter Juden, und die kaum bemerkbare Neigung der Pfeiler soll ein
Gefühl der Verunsicherung erzeugen. Doch ergibt sich für mich die
Frage: Wird allein dadurch eine Beziehung zum Holocaust erzeugt? Ohne
erklärende Hintergrundinformationen scheint mir das nur schwer
möglich zu sein. Meine Beobachtungen heute Mittag: Der Besuch des
Mahnmals ist ein Event. Immerhin gehört es zu den zehn
meistbesuchten Museen in Berlin. Man muss es gesehen haben. Die
vielen „Selvies“ geben ein Zeugnis davon: Ich bin da gewesen. Für
die Kinder ist das Stelenfeld einfach ein großer Irrgarten für
herrliche Versteckspiele. Wer will es ihnen verdenken? Und haben
nicht die geometrischen Strukturen auch mich dazu verleitet,
grafisch interessante Bilder zu fotografieren? Ich denke, wer sich
wirklich interessiert, besucht außerdem den „Ort
den Information“ unterhalb des Mahnmals. Nur beides zusammen führt
zur Nachdenklichkeit.
In der Nähe der Holocaust-Mahnmals liegt am Simsonweg das Denkmal für die von den Nazis ermordeten Sinti und Roma. Auf einem versenkbaren Stein in einem Brunnen liegt täglich eine frische Blume. Eigentlich müssen beide Mahnmale als Einheit gesehen werden.
Der
Prinzessinnengarten ist ein weiteres Beispiel, dass in Berlin die
Natur sich wieder ein Stück von der Stadt zurück erobert. Die
Fläche am Moritzplatz lag sei 60 Jahren brach, als 2009 engagierte
Bürger sie in einen Nutzgarten verwandelten und ökologischen Landbau
betrieben. Sie pflanzten Obst, Gemüse, Kräuter und Blumen an und
verwendeten als Pflanzkästen alles, was nicht mehr
gebraucht wurde: Säcke, Container, Kisten, Kartons. Die Organisation
„Nomadisch Grün“ betreibt hier nicht nur urbanen Landbau,
sondern gibt ihr Wissen auch an interessierte Personen oder Gruppen
weiter. Und es gibt ein herrliches Gartencafé unter Laubbäumen, das
inzwischen ein beliebter Treffpunkt ist. Auch ich habe mich hier
getroffen, und zwar mit Matthias`Freundin Rose, die im
Prinzessinnengarten jobbt und nach getaner Arbeit sich viel Zeit
genommen hat, um mit mir über Gott und die Welt zur reden. Hat Spaß
gemacht, Rose!
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