Gestern vor 80 Jahren, am 9.
November 1938, klirrten in Emlichheim die Fensterscheiben. Hitlers
SA-Männer demolierten die beiden Häuser der in Emlichheim lebenden
jüdischen Familien Weinberg und ten Brink. Weil Scheiben zu Bruch
gingen, wird die Aktion volkstümlich oft Reichskristallnacht
genannt. Ein Begriff, der falsch ist, denn er verharmlost. Darauf
wies gestern Abend Albert Rötterink, Vorsitzender der Heimatfreunde,
hin. Pogrom trifft besser, was damals geschehen ist. Der Begriff
steht für gewaltsame Ausschreitungen gegen Menschen, die oft einer
Minderheit angehören.
Albert sprach auf einer Gedenkveranstaltung
der Samtgemeinde Emlichheim. Nahezu 300 Menschen hatten sich an der
Ringer Straße vor dem ehemaligen Haus Weinberg versammelt, in der
Hand ein Kerzenlicht, das das Mehrgenerationenhaus gestiftet hatte.
Eine beeindruckende und Mut machende Zahl, die wohl größte
Versammlung dieser Art in der Grafschaft. Anschließend gingen die
Teilnehmer den „Weg des Gedenkens“ durch das Dorf zum Haus ten
Brink am Bremarkt. An beiden Orten gestalteten Schüler der Haupt-
und Realschule Dialoge mit Albert Rötterink und Hermann
Borghorst, die das Schicksal der beiden jüdischen Familien deutlich
machten. Auch gab es Emlichheimer mit Zivilcourage, so wie Hermann
Borghorsts Opa, der sich mutig den SA-Leuten entgegenstellte. Schön,
dass auch niederländische Gäste an dem Gedenken teilnahmen: Der
Coevordener Bürgermeister Bert Bouwmeester und Gerhard van den Hoven
von der Stiftung Synagoge Coevorden. Er erinnerte daran, dass die
Nazis auch das jüdische Leben in Coevorden auslöschten: Von 141
Juden, die 1942 in der Stadt wohnten, überlebten nur 14. Zum Schluss
lasen Schüler die Namen aller 20 Juden vor, die im Dorf lebten und
in der Nazizeit ums Leben kamen.
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