Schon oft habe ich für die GN über
Klassentreffen berichtet - 50, 60 Jahre nach der Schulentlassung -
und habe dabei als Außenstehender gedacht: Ist schon eine verdammt
lange Zeit. Da muss man schon ein gewisses reifes Alter erreicht
haben. Aber jetzt hat es mich selber erwischt. 50 Jahre ist es her,
dass wir, die Schüler der Klassen 10a und 10 b, aus der Realschule
Emlichheim entlassen wurden. Klar, dass das Jubiläum mit einem
Klassentreffen gefeiert werden muss. Am Samstag war es soweit. Klaus
Kinast hat noch die Adressen vom letzten Treffen vor 10 Jahren. Auch
jetzt hat er wieder alles vorzüglich organisiert. Danke dafür! Was
gehört zu einer Wiedersehensfeier dazu? Der Besuch der alten Schule
und ihrer Räume, sofern noch vorhanden, eine Kutschfahrt durch den
Ort, damit die Buten-Grafschafter sehen, was aus ihrer alten Heimat
geworden ist. Das Wichtigste aber ist: Sich wiedersehen, intensives
Austauschen: Was machst du? Wo wohnst du? Wie geht es dir? Was hast
du erlebt?
Einige Räume der ehemaligen
Realschule am Lägen Diek (jetzt Gymnasium) sehen noch so aus wie vor
50 Jahren: Der Flur hat immer noch die dunkelgrauen, schmucklosen Bodenfliesen. Einige erinnern sich, dass dort an kalten Tagen der
Sportunterricht unter Johann Klinge stattfand. (Es gab anfangs noch
keine Turnhalle.) Matten, Turnbock und Lüneburger Stegel wurden aus
einem kleinen Nebenraum hervorgezerrt. Auch die enge Treppe mit dem
Betongeländer ist noch vorhanden. Selbst den Wasserhahn mit dem
kleinen Becken entdecken wir in der Ecke. Früher konnten wir dort
Wasser trinken.
Einige sind in der Grafschaft
geblieben, aber viele hat es auch in die Ferne gezogen. Die weiteste
Anreise hatte Elke Suchowierz, die im Schwarzwald wohnt. Die
Auswärtigen wundern sich während der Kutschfahrt, wie stark
Emlichheim sich verändert hat. Viele Wohngebiete, Industrien und
Supermärkte sind hinzugekommen.
Aus Oldenburg ist Dieter Erting
angereist. Er war in den ersten drei Realschuljahren unser
Klassenlehrer. Dieter (Wir dürfen uns jetzt duzen!) brachte als
Junglehrer frischen Wind und eine andere Pädagogik in die Schule. Er
schätzte die Musik und liebte alles, was mit Frankreich zu tun
hatte. Einigen untalentierten Sängern versuchte Dieter nachmittags
in freiwilliger Mehrarbeit, ihre schiefen, brummigen Töne
abzugewöhnen. Aber mit geringem Erfolg. Sie sind immer „die Sänger
aus dem finsteren Walde“ geblieben, stellen sie selbstkritisch
fest. Thema am Abend sind auch die Prügelorgien einiger Lehrer, die
so mancher über sich ergehen lassen musste. Um ein Uhr ist Schluss
bei Schuurman, der Wirt will keine Getränke mehr ausschenken. Aber
man munkelt, dass der harte Kern sich noch ins Möppken gegenüber begeben hat.
Foto: Andreas Kösters |
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