Emlichheim und die Niedergrafschaft kommen in der Romanliteratur
so gut wie gar nicht vor. Das hat sich seit neuestem geändert.
„Nordwestwärts“ heißt der Roman, in dem der Berliner
Tobias Schwartz dem Landstrich, in dem er aufgewachsen ist,
ein literarisches Denkmal setzt. Gestern hat der Autor
im Haus Ringerbrüggen daraus gelesen, und viele
Besucher kamen; neugierig zu hören, aber auch zu erfahren,
was der Autor zu seinem Buch zu sagen hat. Es ist die Geschichte
eines jungen Mannes, der aus der Großstadt zurückkehrt in seine
alte Heimat. Nein, der Arzt David sei nicht das Alter Ego des Autors,
versichert Tobias im Gespräch mit Daniela Kösters, wiewohl ein Teil seiner selbst in vielen Figuren
stecke. Und es ist auch ein Migrationsroman, denn parallel zur
Rückkehr Davids wird in Retrospektiven das Schicksal
der aus den deutschen Ostgebieten Geflohenen geschildert. Und einige
von ihnen sind eben in jenem Ort an der niederländischen Grenze
gestrandet. Emlichheim („Erbärmlichheim“), das unkultivierte
Kuhdorf am Ende der Welt kommt dabei nicht gut weg, und so ist die
Frage: Ist das Buch nun ein Heimat- oder ein Antiheimatroman? Tobias Schwartz erklärt, er wolle kein
Nestbeschmutzer sein, Emlichheim sei ein Paradigma. Das
Dorf stehe in seiner Erzählung beispielhaft für das Leben in einer
abgelegenen Region und für die schwierige Beziehung von
Einheimischen und Migranten. Tobias scheint mit seiner Geschichte einen
Nerv getroffen zu haben. In der Zeitung „WELT“ wird das
Buch aufs Höchste gelobt: „ ,Nordwestwärts` ist ein
Roman,wie man ihn lange nicht mehr gelesen hat: unaufdringlich,
gebildet, auf undogmatische Weise nachdenklich,
distanziert zeitgenössisch und bei allem Problembewusstsein
voller Anmut und Heiterheit“, schriebt der leitende
Feuilletonredakteur. Und wir dürfen uns auf einen weiteren Roman von
Tobias Schwartz freuen. Er sei schon in Arbeit und spiele
wieder in Emlichheim, dieses Mal in der 1980-er Jahren,
sagt der Autor.
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