Freitag, 19. Februar 2021

Mein Opa Derk

 

Als ich im Zusammenhang mit der alten Molkerei (letzter Blogeintrag) nach Bildern gesucht habe, bin ich auf eines gestoßen, das die inzwischen längst abgerissene alte Molkerei zeigt. Einer von den Männern ist mein Opa Derk (dritter von rechts). Die Aufnahme muss während des Zweiten Weltkrieges entstanden sein, denn es ist ein Soldat zu sehen. Die Person links zeigt Johann Ydel.

 

 Das Foto hat mich dazu inspiriert, das Leben meines Opas, der mit seiner Frau Alberdina  bei uns im Hause an der Ringer Straße lebte, in Erinnerung zu rufen. 

 


Leider habe ich ihn nur noch als kleinen Jungen kennengelernt, denn er ist 1960 im Alter von 74 Jahren an Speiseröhrenkrebs gestorben. Damals war ich sieben Jahre alt. 

 


Mein Opa hat ein wechselhaftes, oft auch entbehrungsreiches Leben geführt. Er war der Sohn von Ennegien, geb. Keen, und Egbert Meppelink. Sein Bruder Lambertus verstarb im Alter von 22 Jahren. Ein weiterer Bruder war Malermeister Friedrich Meppelink, und Schwester Berta arbeitete als Haushälterin und „gute Seele“ auf dem Geflügelhof. Sie blieb ihr Leben lang unverheiratet. Gesien heiratete Heinrich Piepmeyer, mit dem sie in Osnabrück lebte.

 

 Mein Opa war Landwirt auf der eher kleinen Hofstelle an der Ringer Straße. Als fast Dreißigjähriger wurde er als Soldat in den Ersten Weltkrieg eingezogen, und zwar, ungewöhnlich  für einen Grafschafter Bauern damals, als Matrose und Heizer auf dem Kriegsschiff „S.M.S. Kaiser Karl der Grosse“ (unten rechts).

 

 Das folgende Bild zeigt die versammelte Mannschaft der stolzen Heizer, die würdevoll und selbstbewusst in die Kamera schauen. ("Der Kohle Glut, des Feuers Schein, das ist des Heizers Edelstein.") Dass das Heizerleben äußerst hart und entbehrungsreich war, sieht man den Gesichtern nicht an. Wer auf dem Bild mein Opa ist, ist leider nicht klar. Zum Glück überstand er mit seinem Schiff den Krieg unversehrt. Immerhin hat er an der berühmten Seeschlacht vor dem Skagerrak teilgenommen. Sie war die größte Flottenschlacht des Krieges zwischen der deutschen Hochseeflotte und der britischen Royal Navy. Liebend gerne wüsste ich, ob mein Opa gegen Ende des Krieges an dem Kieler Matrosenaufstand teilgenommen hat, der die Novemberrevolution auslöste, zum Sturz der Monarchie und zur Ausrufung einer Republik führte. Vorstellen kann ich mir das nicht, denn mein Opa war sicherlich nicht revolutionär gesinnt. 

 

Aufgrund seiner Erfahrung als Heizer arbeitete mein Opa nach dem Krieg auf der Molkerei, wo er für die Dampfmaschine verantwortlich war. Im Zweiten Weltkrieg griffen feindliche Tiefflieger die Molkerei an, und mein Opa erlitt einen Armdurchschuss; eine Verletzung, die ihm danach sein Leben lang Schmerzen bereitete. 

Auf Bildern sieht man meinen Opa selten lachen, obwohl er ein freundliches Gemüt hatte und, anders als mein Vater, die Geselligkeit liebte. Am Samstagabend suchte er regelmäßig die Gaststätte Assen auf, um bei einem Schnäpschen mit anderen zu plaudern. Das nächste Bild zeigt ihn, fein herausgeputzt, zusammen mit seinem Bruder Friedrich.

 Wie hart sein Leben als Bauer war, verdeutlicht das Erntebild : Mein Opa (links) beim Roggen mähen. Die Männer schwangen die Sense, die Frauen banden die Garben.

 Das letzte Bild zeigt Opa Derk und Oma Alberdina im Kreise von Familie, Verwandten und Bekannten auf dem Hof an der Ringer Straße. Ich war damals noch nicht dabei. Mein Bruder Dieter ist, wie zumeist, etwas unwillig, wenn er für die Kamera freundlich schauen sollte.

Die meisten Bilder stammen mal wieder von meinem Vater Egbert Meppelink.

 



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