Donnerstag, 10. Mai 2018

Ein Stück Heimatgeschichte: Die Wilms` Boo

Vor vielen Jahren habe ich einmal die historische Wilms` Boo besucht. Ein schönes Ziel für eine Radtour heute, denn sie erzählt Spannendes über ein Stück Heimatgeschichte. Die Boo liegt unweit der Grenzaa (Schoonbeekerdiep) in der Nähe von Nieuw-Schoonebeek.  1654 gebaut, war sie die letzte original übriggebliebene Boo in den Niederlanden. Eine Boo (verwandt mit dem deutschen Wort „Bude“) war ein einfacher strohgedeckter Stall für Jungvieh und Ochsen inmitten von Weidenflächen, damals weit weg von der bewohnten Welt. Ein in der Regel unverheirateter junger Mann, der Booherr, hütete das Vieh, fütterte es und blieb mit ihm monatelang in der Einsamkeit der weiten Landschaft. Er schlief in den Anfangsjahren gemeinsam mit den Tieren unter einem Dach, später trennte sie eine Wand. Nur in den kältesten 40 Tagen zwischen Weihnachten und Mariä Lichtmess (2. Februar) trieb der Booherr das Vieh ins Dorf zum heimischen Hof. So hat die Boo ein wenig Ähnlichkeit mit einer Almhütte, nur dass dort im Sommer die Kühe gemolken werden, während auf der Boo Schlachtvieh zur Fleischerzeugung gehalten wurde. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts spielte der Fleischkonsum eine immer wichtigere Rolle. Zu Hochzeiten gab es beiderseits der Grenzaa viele Booen, allein auf niederländischem Gebiet zählte man an die 40. Leider ist heute nur die Wilms` Boo erhalten geblieben, weil Gezinus Jan Wilms sie 1975 einer Stiftung schenkte, die sich für den Erhalt einsetzte. Doch 2004 zerstörte ein Brand den Stall vollständig. Mit Hilfe von Sponsoren wurde die Boo wieder hergestellt und zu einem Ferienhaus umgebaut. So stehe ich heute vor dem Tor, sehe „Privé“ und „Hier waak ik“ neben dem Bild eines Hundes, und es bleibt mir nur, die erklärende Tafel der Stichtung Het Drentse Landschap zu lesen und dann unverrichteter Dinge wieder umzukehren. Schade, ich hätte mir die Boo gerne noch mal genauer angeschaut. Aber von außen macht sie ohnehin den Eindruck, dass sie mit dem schlichten Aussehen des Originals nur noch wenig gemein hat. Und dass das "volledig ingericht en uitstekend geschickt comfortabel vakantiehuisje" (Werbung) noch etwas mit der kargen Inneneinrichtung einer Boo zu tun hat, ist noch unwahrscheinlicher.

Vom Europaweg für das Sträßchen in die Weite der Landschaft zur Boo.



Die Tafel der Stichting "Het Drentse Landschap"

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