Vor vielen Jahren habe ich einmal
die historische Wilms` Boo besucht. Ein schönes Ziel für eine Radtour heute, denn sie erzählt Spannendes über ein Stück Heimatgeschichte. Die Boo liegt unweit der Grenzaa
(Schoonbeekerdiep) in der Nähe von Nieuw-Schoonebeek. 1654 gebaut, war sie die letzte original
übriggebliebene Boo in den Niederlanden. Eine Boo (verwandt mit dem
deutschen Wort „Bude“) war ein einfacher strohgedeckter Stall für
Jungvieh und Ochsen inmitten von Weidenflächen, damals weit weg von
der bewohnten Welt. Ein in der Regel unverheirateter junger Mann, der
Booherr, hütete das Vieh, fütterte es und blieb mit ihm monatelang
in der Einsamkeit der weiten Landschaft. Er schlief in den Anfangsjahren gemeinsam mit den Tieren unter einem Dach, später trennte sie eine
Wand. Nur in den kältesten 40 Tagen zwischen Weihnachten und Mariä
Lichtmess (2. Februar) trieb der Booherr das Vieh ins Dorf zum heimischen Hof. So
hat die Boo ein wenig Ähnlichkeit mit einer Almhütte, nur dass dort im
Sommer die Kühe gemolken werden, während auf der Boo Schlachtvieh
zur Fleischerzeugung gehalten wurde. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts
spielte der Fleischkonsum eine immer wichtigere Rolle. Zu Hochzeiten
gab es beiderseits der Grenzaa viele Booen, allein auf
niederländischem Gebiet zählte man an die 40. Leider ist heute nur
die Wilms` Boo erhalten geblieben, weil Gezinus Jan Wilms sie 1975
einer Stiftung schenkte, die sich für den Erhalt einsetzte. Doch
2004 zerstörte ein Brand den Stall vollständig. Mit Hilfe von Sponsoren
wurde die Boo wieder hergestellt und zu einem Ferienhaus umgebaut. So
stehe ich heute vor dem Tor, sehe „Privé“ und „Hier waak
ik“ neben dem Bild eines Hundes, und es bleibt mir nur, die
erklärende Tafel der Stichtung Het Drentse Landschap zu lesen und dann unverrichteter Dinge wieder umzukehren.
Schade, ich hätte mir die Boo gerne noch mal genauer angeschaut.
Aber von außen macht sie ohnehin den Eindruck, dass sie mit dem
schlichten Aussehen des Originals nur noch wenig gemein hat. Und dass das "volledig ingericht en uitstekend geschickt comfortabel vakantiehuisje" (Werbung) noch etwas mit der kargen Inneneinrichtung einer Boo zu tun hat, ist noch unwahrscheinlicher.
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Vom Europaweg für das Sträßchen in die Weite der Landschaft zur Boo. |
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Die Tafel der Stichting "Het Drentse Landschap" |
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