Jungs, die
an der Schwelle zum Erwachsenensein stehen, haben viele Fragen. „Wann
ist der Mann ein Mann?“ fragt Grönemeyer provozierend
und selbstironisch
in seinem Song. In
dem Theaterstück „Jo im roten Kleid“ vom Hamburger „Theater
Triebwerk“ kommen die berühmten Liedzeilen dann auch wieder vor.
Zwei Männer stehen
auf der Bühne und erinnern sich an ihre Jugend. Uwe Schade
erzählt, er hätte gern das schöne, rote Kleid seiner Mutter angezogen.Während
Heino Sellhorn
Grönemeyers
Lied zitiert,
streift
Schade sein geliebtes rotes Kleid über, als Schattenriss hinter
einer Papierwand sichtbar. Hiermit beginnt die Geschichte von Jo, wie
er sich einen Film ausdenken würde, in dem er die Hauptrolle spielt:
Ein Junge, der das Kleid seiner Mutter tragen und
sich im Spiegel betrachten möchte.
Fragen tauchen auf:
Was ist mir
peinlich? Wovor habe ich Angst? Was ist männlich? Es geht nicht nur um Geschlechterrollen, sondern um
grundsätzliche Lebenseinstellungen: Darf
ich Angst haben, ohne feige zu sein? Wie
will ich mein
Leben gestalten?
Schade und Sellhorn
spielen die Geschichte von Jo grandios und mit einer Wucht, die die
jungen Zuschauer des Gymnasiums, der Haupt- und Realschule des
Emlichheimer Schulzentrums
in ihren Bann zieht. Nichts
ist den beiden
Schauspielern
peinlich, egal ob
Sellhorn als tapsige Prinzessin im
roten Röckchen und mit
Krönchen auf dem kahlen Haupt Ballett tanzt
oder Schade in schwarzer Unterwäsche Cello spielt.
Wesentlicher
Bestandteil der Szenencollagen ist die Musik: Sellhorn am Contrabass,
Schade am Cello. Man merkt, dass
die beiden von
der Musik kommen.
Mit ihren
Instrumenten erzeugen sie Stimmungen, die mal in leisen, zarten Tönen
daherkommt, mal mit brachialer Urgewalt die
Grunz- und Kotzgeräusche des Pendants unterstützen. Das Stück, das
nach dem Bilderbuch von Jens Thiele entstanden ist, endet damit, dass
Sellhorn fragt:
„Was
würde passieren, wenn der Film zu Ende ist und du immer noch vor dem
Spiegel stehst?“ Schade:
„Dann würde ich
im Kleid meiner Mutter auf die Straße
gehen, damit mich alle sehen, wie ich es als Kind gemacht habe.“
In
einer Nachbesprechung mit den Schülern sagen die beiden
Schauspieler, dass das Stück nicht sehr oft angefragt werde, weil
„die Schulen sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen möchten“.
Umso höher ist zu bewerten, dass die Macher von „Konzept Kultur
für Kinder“ den
Mut hatten, es nach
Emlichheim zu holen.
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