Sonntag, 17. März 2019

Schulleben vor 50 Jahren

Am 16. März trafen sich 15 ehemalige Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Mittelpunktschule Hoogstede zu einer Wiedersehensfeier in der Pausenhalle der jetzigen Grundschule. Fast auf den Tag genau vor 50 Jahren waren 11 Mädchen und 12 Jungen von ihrem Lehrer Hans Führer entlassen worden. Zwei von ihnen sind inzwischen verstorben.
Fast alle sind in der Niedergrafschaft geblieben. Nur Alma Bader, geb. Warmer, ist aus Augsburg angereist. In einer Powerpoint-Präsentation blickt Markus Jäger, der jetzige Grundschul-Rektor, auf die Geschichte der Schule zurück. Mit der Einführung des neunten Schuljahres wurden die Kinder der Volksschulen Hoogstede, Kalle, Scheerhorn und Lager Bathorn nach und nach zur Mittelpunktschule zusammengeführt. Zunächst hielt die überwiegend bäuerliche Bevölkerung das neunte Schuljahr für überflüssig. Sie behielten ihre Kinder ganz nach Belieben zu Hause, um sie als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft einzusetzen. So waren an einigen Tagen kaum Neuntklässler in der Schule. Erst ein mahnendes Schreiben des Schulleiters Friedrich Wüppen änderte die Situation.
Von den damaligen Lehrern ist Johann Kemkers gekommen, der als Junglehrer in der Klasse Erdkunde unterrichtete. Kemkers war oben in der Schulwohnung  untergebracht. Er erinnert sich, dass eines Abends gegen 20.30 Uhr Hindrik-Jan Völker angeradelt kam und ihn bat, die Schule aufzuschließen. Er habe die Erdkunde-Mappe liegengelassen und brauche doch die Unterlagen für die Hausaufgaben. „Ich habe die Schule nicht aufgeschlossen“, erzählt Kemkers, „denn was für eine Arbeitsmoral steckte dahinter, wenn man nach harter Erntearbeit noch an die Hausaufgaben dachte.“ In den 1960er Jahren wurde auch am Samstag noch unterrichtet. Oft brachten die Kinder dann den Lehrergarten auf Vordermann. „Alle, die in der Nähe wohnten, mussten Hacke, Harke und Schaufel von zu Hause mitbringen“, berichten einige. Hindrik-Jan Völker erzählt, dass sogar einmal gestreikt wurde, weil der Schulbus aufgrund einer Kollision nicht mehr durch die Tinholter Siedlung fahren sollte. „Zwei Tage haben die Eltern die Kinder nicht zur Schule geschickt. Dann fuhr der Bus wieder die alte Strecke“, so Völker.
Nach der Kaffeetafel besichtigen die Ehemaligen das jetzige Schulgebäude, die Ausstellung des Heimatvereins in der Alten Schule und den Kindergarten „Sonnenschein“. Ein gemütliches Beisammensein in der Berger Partybude beendet das Klassentreffen. 


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