Es ist Samstagabend, kurz vor
19 Uhr. Am Huskamp in Emlichheim treten 22 Menschen vor ihre Haustür,
in ihrer Hand ein Liedtext. Einer von ihnen, Pastor i. R. Dieter
Bergholz, gibt ein Zeichen, dann stimmen alle ein in Matthias
Claudius` „Der Mond ist aufgegangen“. Sie singen alle sieben
Strophen. Hermann Hindriksen begleitet den Gesang mit seiner Posaune.
Normalerweise sorgt er in der Straßenmusikkapelle „De
Öllibloazers“ für Stimmungsmusik. Aber er kann auch
würdevoll-ruhig. Die Anregung zum gemeinsamen Straßensingen hat
Pastor Bergholz gegeben, der mit Musik der Corona-Krise trotzen
möchte. Sogar Jackie, der kleine Mischlingshund von Margret und
Georg Hans, will da nicht nachstehen und begleitet den Gesang mit
gelegentlichem Bellen und Jaulen.Wir gedenken allen, „die zu Hause
allein sind, die krank sind, die ängstlich sind und sich Sorgen
machen, uns selbst zur Ermutigung und zum Trost“, heißt es in
Bergholz`Aufruf. Seit dem 22. März trifft sich die Nachbarschaft
schon. „Eine schöne Idee“, meint Georg Hans. „Man spricht
sich, winkt von weitem, und man schaut, ob alle noch da sind.“
Mindestens bis zum 19. April, dem vorläufigen Ende des
Kontaktverbots, wollen die Nachbarn das allabendliche Singen
fortführen. Danach werde man sehen. Zum Schluss klatschen alle, um
damit jenen zu danken, die zur Zeit besondere Verantwortung tragen.
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