Der Kneipenraum unten in der genossenschaftlichen Gaststätte Rosenthal in Uelsen ist gut gefüllt; währenddessen warten eine Etage weiter oben im Gesellschaftsraum die Besucher auf einen prominenten Gast: Christine Westermann ist zu einer Lesung ihres neuen Buches „Die Familien der anderen - mein Leben in Büchern“ geladen. „Der Raum soll genutzt werden für für Feiern, Vernissagen, Musik oder eben eine Lesung“, sagt Fritz Baumann, einer der Macher des genossenschaftlichen Lokals, und fügt hinzu: „Ein bisschen Klasse soll die Premiere schon haben.“ Dass es mit der preisgekrönten Journalistin, Moderatorin und Autorin geklappt hat, habe man zuerst gar nicht glauben können. Alle 80 Stühle sind besetzt – überwiegend Frauen, nur eine handvoll Männer –, aber die Autorin lässt auf sich warten. Nach 45 Minuten ist die Kölnerin endlich da. „Ein weiter Weg und chaotisch auf der Straße“, entschuldigt sie sich. Aber keiner ist ihr böse, die Autorin schaut in erwartungsvolle, freundliche Gesichter. Lesungen seien ein Geschenk, eine Belohnung für die vorangegangene mühevolle Arbeit, sagt Westermann. Sie liest ausgewählte Kapitel ihres Buches, das auch eine Zeitreise in ihre eigene Familiengeschichte ist. Zwischendurch bleibt Zeit zu plaudern, für Anekdoten und Gedanken einer Frau, die eine „ausgedellte Kindheit“ gehabt habe und „verrückt nach Büchern“ sei. Dabei referiert sie nicht mit erhobenem Zeigefinger aus einem literarischem Elfenbeinturm, sondern formuliert verständlich als eine unter ihresgleichen. Ein absolutes Lieblingsbuch habe sie nicht, auch wenn sie manche Bücher wie „Die Deutschlehrerin“ von Judith W. Taschler „wie im Rausch gelesen“ habe. Das Schwierige für Empfehlungen sei, das richtige Buch zu finden. Westermann orientiert sich am Cover, liest einige Zeilen, um ein Gefühl für die Sprache zu bekommen, bedient sich der großen Hilfe von Buchhändler/innen als „tolle Navigatoren“. Sie empfindet sich weniger als Kritikerin, sondern eher als Empfehlerin. Schön fände sie es, wenn „einmal in der Woche vor der Tagesschau statt der Börsennachrichten das `Buch der Woche` vorgestellt“ würde, sagt sie und erntet damit im Publikum regen Zuspruch. Nach der Lesung nimmt sich Westermann viel Zeit, um ihr Buch kreativ zu signieren. Und dann gönnt sie sich ein frisch gezapftes Helles. Mit Kölsch kann die Gaststätte Rosenthal nicht dienen, aber ein norddeutsches Pils tut es zur Not auch.
Mittwoch, 15. November 2023
Montag, 13. November 2023
Disco-Fieber in der Sporthalle
ABBA, eine der weltweit erfolgreichsten Popgruppen der 1970er Jahre, gibt es schon lange nicht mehr. Es sei denn, man fährt nach London, wo die Voyage-Show die Bandmitglieder als Avatare wieder auferstehen lässt. Aber das kostet sehr viel „money, money, money“. Günstiger ist, man besucht für wenig Geld die ABBA-Tribute-Show „One night with ABBA“. Die Eintrittskarte ist bezahlbar, und man erlebt obendrein ein Konzert, dass der Schau der legendären schwedischen Band kaum nachsteht. So wie am Freitagabend in der Emlichheimer Vechtetalhalle. Die „Vechtephilharmonie“ (Andreas Klösters) ist ausverkauft, 500 Besucher sind gekommen, um sich von der Musik des 1970er und frühen 1980er Jahre in Discostimmung versetzen zu lassen. Alles ist so wie bei der originalen Vorbildern: Knallige Outfits einschließlich Plateauschuhen und Kimono, ein farbenfrohes Bühnenbild mit Glitzergitarren und Showpiano, eine perfekte Choreographie und natürlich das Wichtigste: Die ABBA-typische Musik mit fetzigen Discoknallern, melodischen Kompositionen und rockigen Nummern, die den Originalen sehr, sehr nahe kommen. Dafür sorgen zuallererst die beiden professionellen Sängerinnen Linda Mikulec (Agnetha) und Simone Kerchner (Anni-Frid) mit ihren ausdrucksstarken Musicalstimmen. Begleitet werden sie vom Gitarristen Florian Brettschneider (Björn) und von Dieter „DD“ Döhrn (Benny) am Piano. Für den ABBA-Sound sorgen zudem Drummer Thomas Bleser, „Bassprofessor“ Andreas Duro, ein Streichquartett, Trompete und Saxofon. Kaum hat die Band die Töne des ersten Songs "Gimme! Gimme! Gimme!" angestimmt, lassen sich die ABBA-Fans von der Musik mitreißen. Sie klatschen, schwenken die Arme, singen textsicher mit und tanzen ausgelassen vor der Bühne. So etwas hat die Emlichheimer Vechtetalhalle wohl noch nicht erlebt. Ein langandauernder Schlussapplaus, einige Zugaben einschließlich eines ABBA-Medleys und ein Selfie mit Band und Publikum beenden schließlich gegen 23 Uhr einen unbeschwerten Musikabend. Der Dank geht die zahlreichen, unermüdlichen Helfer und an die Firma Power Sound aus Coevorden.