Donnerstag, 13. Februar 2020

Eine beeindruckende Persönlichkeit

Vor zwei Jahren war die Holocaust-Überlebende Erna de Vries aus Lathen schon mal in Emlichheim zu Gast, um in der Aula über ihr Leben während der Nazizeit zu berichten (siehe Blog vom 10. August 2017). Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe zum 75. Jahrestag des Kriegsendes hat die Samtgemeinde sie abermals eingeladen. Das Interesse gestern Abend war gewaltig, in der großen altreformierten Kirche war kein Platz mehr frei. Erna de Vries, inzwischen 96 Jahre alt, konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ihren Vortrag halten. Dafür wurde ein Film über ihr Leben gezeigt: "Ich wollte noch einmal die Sonne sehen."  Danach stand sie für Fragen aus den Reihen der Besucher zur Verfügung. Unterstützt und liebevoll umhegt wurde sie von ihren beiden Töchtern Ruth de Vries und Lea Mor, die beide in Osnabrück leben. Das Hören hat bei Erna de Vries nachgelassen, aber ihre Antworten, klar und mit fester Stimme, zeugen von einem blitzgescheiten Intellekt. Nein, Hass hege sie nicht, die Menschlichkeit stehe bei ihr an erster Stelle. Ausgewandert sei sie nicht, weil ihr Mann Josef, den sie im Lager kennengelernt hatte, eben ein echter Emsländer sei.
 Eine eindrucksvolle Persönlichkeit: Trotz des unsäglichen Leids, das ihr widerfahren ist, bleibt sie den Menschen freundlich zugewandt. Ihre Motivation: Das Vermächtnis ihrer Mutter zu erfüllen, die 1943 in Auschwitz ermordet wurde: „Du wirst überleben und erzählen, was sie mit uns machen“, waren die letzten Worte der Mutter an ihre Tochter. So ist Erna de Vries in den vergangenen 30 Jahren unermüdlich unterwegs gewesen, um vor Antisemitismus zu warnen. Jetzt haben allerdings ihre Kräfte nachgelassen, sodass die Veranstaltung in Emlichheim wohl ihr letzter öffentlicher Auftritt gewesen ist. Ein würdiger Abschluss vor so vielen Menschen, denen sie mit auf den Weg gibt, dafür zu sorgen, dass der Nationalsozialismus nie wieder erstarkt.













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