Der
spanische oder besser gesagt, der katalanische Schriftsteller Carlos
Ruiz Zafón ist gestorben. Im Alter von nur 55 Jahren erlag er in
seiner Wahlheimat Los Angeles einem
Krebsleiden. Weltberühmt wurde er durch seine abenteuerlichen
Geschichten um den „Friedhof der vergessenen Bücher“. Dem
ersten, bekanntesten Werk „Der Schatten des Windes“ folgten drei
weitere Romane. Sie alle spielen in
der Zeit von 1945 bis 1966
in Barcelona, seiner Geburtsstadt.
Ich
denke daran zurück,
dass ich 2014 im Rahmen meiner dreimonatigen Reise rund um das
Mittelmeer auch eine Woche in Barcelona gewohnt habe und mich dort
auf die Spuren der Schauplätze der Romane begeben habe. Für die GN
habe ich damals eine Kolumne geschrieben, die ich hier noch einmal
wiedergeben möchte:
Sind Sie auch ein Fan des spanischen Schriftstellers Carlos Ruiz Zafón?
Der Autor, der in vielen seiner Geschichten Barcelona ein Denkmal
gesetzt hat. Vor allen Dingen die vier Romane um den „Friedhof der
vergessenen Bücher“ haben mich gefesselt. Zafón nimmt seine Leser
mit in ein geheimnisvolles Barcelona der Zeit von 1945 bis 1966 und
blendet zurück auf die Zeit der Diktatur, des Bürgerkrieges und der
Francozeit. Nun, da ich in Barcelona bin, liegt es nahe, auf
Spurensuche zu gehen und die Originalschauplätze der Handlungen
aufzusuchen. Zafón nennt Straßen, Plätze und Gebäude. Vieles
spielt sich in der Altstadt ab, im Gothischen Viertel, das mit einem
Spaziergang erkundet werden kann.
Gothisches Viertel |
Natürlich kommen die Ramblas vor,
die Hauptschlagader der Stadt zwischen dem El Reval und der Altstadt.
Angesichts der Menschenmassen, der Touristen, Gaukler und
Verkaufsbuden fällt es mir schwer, mich in die dunklen Zeiten der
Zafón`schen Geschichten hineinzuversetzen.
Ramblas |
Östlich der Ramblas, im
oberen Gothischen Viertel, verläuft die Calle Santa Ana. Hier, an der
Hausnummer 27, hat Zafón den Ausgangspunkt seiner Geschichten
angesiedelt: Die Buchhandlung „Sempere und Söhne“. Es gibt sie
dort zwar nicht wirklich, aber immerhin eine Guanteria, eine
Handschuhmacherei, mit einer wunderschönen Jugendstilfassade, die
auch gut zu einer Buchhandlung passen würde.
Calle Santa Ana Nr. 27 |
Ich gehe zurück über
die Ramblas und biege in Höhe der Blumenstände, unweit des Marktes
„La Boqueria“, in die Gasse Cale Arc de Teatre ein. Gerade noch
im Sog der Menschenmassen, befinde ich mich jetzt in einer engen,
dunklen Straße, in die sich kaum ein Tourist verirrt. Ja, hier
könnte er sein, der „Friedhof der vergessenen Bücher“. Ich
stelle mir vor, wie Sempere, der Buchhändler, seinen Sohn Daniel zum
ersten Mal mitnimmt, wie der Buchwärter Isaac Montfort die Tür mit
einem Knarzen öffnet und die beiden hineinschlüpfen in der Ort, der so
viele Geheimnisse birgt.
Cale Arc de Teatre |
Auch
der Park Güell und die unvollendete Gaudi`sche Kirche „Sagrada
Familia“ tauchen bei Zafón auf, liegen aber für eine Wanderung zu
weit vom historischen Kern entfernt.
(Die Bilder habe ich an einem anderen Tag aufgenommen.)
Park Güell |
Park Güell |
Sagrada Familia |
Sagrada Familia |
Auf
dem Rückweg schaue ich bei einer anderen Kirche vorbei: Die „Santa
Maria del Mar“. Sie kommt zwar auch bei Zafón vor, spielt aber in
einem anderen historischen Roman eine zentrale Rolle: „Die
Kathedrale des Meeres“ von Ildefonso Falcones.
Santa Maria del Mar |
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