Jetzt ist plötzlich der Tag da.
Erster August, der Beginn meiner Pensionierung. Ich kann`s gar nicht
glauben. Eigentlich wird sich nicht so viel ändern, freiberuflich
werde ich weiterhin unterwegs sein. Aber immerhin: Ein langer
Lebensabschnitt ist zu Ende gegangen. In den GN habe ich dazu eine
Kolumne geschrieben. Für alle, die keine GN beziehen (davon soll`s
tatsächlich noch einige geben), hier steht der Text noch einmal:
Elf schwere Kisten habe ich auf den
Dachboden gehievt, voll mit Unterrichtsmaterialien aus 30 Jahren
Schultätigkeit. Eine Heidenarbeit. Das war vor zehn Jahren, als ich
mich vom Schuldienst beurlauben ließ. Es hätte ja sein können,
dass ich noch mal ins Klassenzimmer zurückkehre. Daraus ist nichts
geworden, die freiberufliche Arbeit hat mich voll ausgefüllt. Nun
habe ich die Kisten über die kleine Dachbodentreppe wieder nach
unten geschleppt, denn ab heute bin ich vom Land Niedersachsen
offiziell in den vorzeitigen Ruhestand entlassen worden. Was tun mit
den unzähligen Büchern, Unterrichtsvorbereitungen und
Arbeitsblättern? Ich könnte sie jüngeren Kolleginnen und Kollegen
zur Verfügung stellen. Aber die haben inzwischen ganz andere
Vorstellungen von Schule und können wenig anfangen mit dem Material
aus der pädagogischen Mottenkiste, zumal fast alle Bücher noch in
alter Rechtschreibung geschrieben sind. Für Kassetten und Videos
gibt es kaum noch Abspielgeräte, und Blaumatrizen zum
Vervielfältigen kennen die meisten schon gar nicht mehr. Also hole
ich Papier- und Mülltonne und beginne auszusortieren. Beim Anblick
der gesammelten Schätzchen zieht meine Lehrerzeit wie im Zeitraffer
noch mal an mir vorbei: Klassenlisten bringen die Namen ehemaliger
Schüler in Erinnerung. Die mit viel Herzblut erstellten
Arbeitsblätter, die Spielesammlung für Klassenfeste, die
Trillerpfeife für den Sportunterricht. Nichts wird mehr gebraucht,
und Wehmut beschleicht mich. Ein Lebensabschnitt ist nun endgültig
vorbei. Bald ist die Papiertonne bis zum Rand gefüllt, und es müssen
noch so viele Bücher und Blätter entsorgt werden. Ich denke, ich
werde meinen Nachbarn bitten, seine Tonne mit benutzen zu dürfen.
Ich möchte nicht noch einen Monat warten müssen, bis auch der Rest
verschwunden ist.
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