Donnerstag, 9. April 2015

Zeitreise in die Fünfziger

Mal wieder ein paar Tage Mallorca, das inzwischen so etwas wie ein zweites Zuhause geworden ist. Nicht weit von der Wohnung liegt Llucmajor, eine unaufgeregte Stadt, in der die Leute ihrer Arbeit nachgehen und der Tourismus eine eher untergeordnete Rolle spielt. Heute ist Markttag. Ein paar Händler bieten ihre Produkte an. Kein touristisches Klimbim, sondern Obst, Gemüse, Käse, Wurst; was man so braucht für den Alltag. Die Cafés rund um den Marktplatz haben gut zu tun. Radrennfahrer, die jetzt wieder die Insel in Massen bevölkern, legen hier eine Pause ein.
An der Südseite des Platzes liegt ein kleiner Friseurladen. In dem Inselroman „Mallorca, ein Jahr“ von Heinrich Breloer und Frank Schauhoff spielt er eine wichtige Rolle. Ich könnte man wieder einen Schnitt gebrauchen und trete ein. Das Inventar ist aus den 50er Jahren. Drei Friseurstühle, doch nur der rechte am Fenster wird gebraucht. Vier Vogelkäfige mit Kanarien an der Wand, diverse Tinkturen auf Regalen, links ein Waschbecken mit verschnörkeltem Wasserhahn. Bildchen sind hinter Rahmen geklemmt, das Kofferradio spielt spanische Schlager. Der Friseurmeister mit dem freundlichen Gesicht schneidet einem Kunden die Haare. Beide bemerken mich kaum, denn sie unterhalten sich angeregt. Schade, als ich an der Reihe bin, kommt kein Gespräch zustande: Ich kann kein spanisch, geschweige denn mallorquin. Der Meister hat die Ruhe weg. Er schneidet gut, dreht mich nach links, nach rechts, und nach 10 Minuten ist sein Werk vollendet. Prima, sieht gut aus, kein traumatisches Erlebnis wie vor einem Jahr in Marrakesch (siehe Blog vom 25.02.2014). Ich bezahle 10 Euro und gebe ein Trinkgeld. Adios senior und gracias. Bis zum nächsten Mal. 















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