100 Karten hatte die Emlichheimer Bürgergemeinschaft im Vorfeld abgesetzt. Dass letztendlich nur gute 50 Besucher in die Aula zum Konzert des Schellack-Sextetts kamen, lag wohl zum einen an der immer noch angespannten Coronalage und zum anderen an Tief Zeynep, das an dem Abend mit orkanartiger Geschwindigkeit über Emlichheim hinwegfegte. Die Unverdrossenen werden ihren Besuch nicht bereut haben, erlebten sie doch einen kurzweiligen Abend mit einem musikalischen Mix aus bekannten und neuen Melodien aus den 1920er bis 1950er Jahren. Zu den altbewährten Kräften Sabine Kluge (Geige, Gesang), Heinz Bausen (Klavier, Gesang), Jürgen Huth (Gitarre, Gesang), Tobias Klomp (Gesang, Moderation) und Dieter Linnenbaum (Kontrabass) gesellte sich als Aushilfe Heinz Rohlfs (Schlagzeug, Gesang). Seine scherzhaft formulierte Forderung, nur auftreten zu wollen, wenn er ein Lied vortragen dürfe, zog sich als Running Gag durch den gesamten Abend. Eine Reise durch Zeit und Ort versprach Moderator Tobias Klomp zu Beginn, und so entführte das Sextett die Besucher in die Musik der goldenen 1920er Jahre und an verschiedene Orte wie Paris („Im Café de la Paix in Paris“), den Nil („In der Bar zum Krokodil“) oder Amsterdam („Aan de Amsterdamse grachten“). Wie gewohnt führte Tobias Klomp humorig, charmant und unterhaltsam durch das Programm und sang zudem die meisten Titel. Mit seinem Schmelz in der Stimme traf er hervorragend die Tonlage der alten Lieder. Aber nicht nur amüsante Melodien ließ das Sextett wieder aufleben, sondern brachte auch Sentimentales und Tiefsinniges zu Gehör. Zwischendurch trug Jürgen Huth informative und nachdenkliche Texte vor, z. B. die Geschichte des Liedtexters Bruno Balz, der als Homosexueller von den Nazis verfolgt, inhaftiert und gefoltert wurde. Sabine Kluge glänzte mit ihrem zauberhaften Geigenspiel, das einen Vergleich mit dem niederländischen Stargeiger André Rieu nicht zu scheuen braucht. Ihr eindrucksvolles Solo „Salut d`Amour“, begleitet von Heinz Bausen am Klavier, war einer der Höhepunkte des Abends. Und schließlich kam dann auch Heinz Rohlfs zu seinem Liedauftritt: Sein ruhig vorgetragenes "Lili Marleen" beeindruckte vor allen Dingen durch die feinfühlige Akkordeonbegleitung.
Tapfer erklatschten sich die Besucher zwei Zugaben. Und dann erklang das Lied, das in keinem Programm einer solchen Zeitreise fehlen darf: „Mein kleiner grüner Kaktus“ animierte das Publikum schließlich zu einem gemeinsamen Klatschen und Mitsingen.
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