Mittwoch, 1. Juli 2020

Baumschnitzereien wecken Erinnerungen an alte Zeiten

Gerd Hans hat mich vor einigen Tagen auf die Initialen aufmerksam gemacht, die vor 50 Jahren in eine Buche hinter der reformierten Kirche geschnitzt worden sind. Ich habe daraus eine kleine Geschichte für die GN gemacht. Heute steht sie in der Zeitung und auch noch mal hier in meinem Blog:

In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts kannten die Jugendlichen noch keine digitale Unterhaltung und sozialen Medien. Ihre Freizeit spielte sich überwiegend draußen ab - im Dorf, auf der Straße oder in der Natur. Für eine Clique junger Burschen aus Emlichheim war der Bereich rund um die reformierte Kirche ein beliebter Treffpunkt. Damals gab es noch hinter dem Gebäude einen dichten Wald. „Wir haben Fletschen, also Schleudern, gebastelt und dort ausprobiert“, erzählt Horst Wagner, einer aus der Clique. Und Paul Goedereis gibt zu, dass auch schon mal geraucht wurde: „Aber das war nicht ganz ungefährlich, denn nachmittags spazierten dort hin und wieder unsere Lehrer. Dann sind wir in die Denne oder zum Toten Arm ausgewichen.“ Auch hatten die Jungs immer ein Tau parat. Wenn ein Hochzeitspaar aus der Kirche trat, spannten sie schnell das Seil, und es gab ein paar Groschen von den frisch Getrauten. Das Geld wurde sogleich im Meppelink`schen Laden nebenan für Salino-Lakritze oder Mohrenköpfe ausgegeben. Zur Grundausstattung eines jeden Jungen gehörte zudem ein Taschenmesser. Damit konnte man prima seine Initialen in einen Baum schnitzen. Horst Wagner und Paul Goedereis, beide inzwischen 64 Jahre alt, hatten längst vergessen, dass sie vor 50 Jahren mit ihren Messern „HW PG 1.7.70“ in eine Buchenrinde geritzt hatten. Aber Gerd Hans, damals achtjähriger Küstersohn, hat sich daran erinnert und die beiden zu der Buche mit dem Schnitzwerk geführt. Und tatsächlich, etwas verwittert, aber kaum höher gewachsen, sind die Buchstaben und Zahlen noch deutlich zu erkennen. So wecken sie ein halbes Jahrhundert später Erinnerungen an eine Zeit voller jugendlicher Abenteuer und kleiner Streiche.

Paul Goedereis (links) und Horst Wagner



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