Mittwoch, 5. März 2014

Kino live

Zugegeben, wer in aller Ruhe speisen möchte, sollte nicht unbedingt die Garküchen auf der Jemaa El Fna aufsuchen. Aber man ist mitten drin im Geschehen, und es gibt immer was Interessantes zu schauen und zu hören. Also gebe ich meine letzten Dirhams dort aus. Ich erspare mir das Spießrutenlaufen entlang der Anmacher in ihren weißen Kitteln und setze mich auf gut Glück in die Garküche Nr. 55: „Chez el Maslouhi“, eingezwängt zwischen einem marokkanischem jungen Pärchen zu meiner Linken und zwei Japanerinnen zu meiner Rechten. Jemand drückt mit eine reichlich abgewetzte Speisekarte in die Hand. Aber ich habe mir schon vorher überlegt, was ich möchte: Einen Salat Maroccain, also einen gemischten Salat, und Bruchetta mixed, verschiedene Fleisch- und vegetarische Spieße. Dazu gibt es vorweg das übliche lecker-frische Brot, Oliven sowie zwei Soßen, einmal chili-scharf und einmal genießbar. Während ich esse, spielt sich um mich herum Kino ab: Die Animateure baggern, was das Zeug hält: Von „Ich bin Alfred Biolek“ über „alles frisch – alles lecker“ bis zu „air condition inclusive“. Außerdem kommen ständig Leute vorbei, die etwas verkaufen wollen: Zigaretten (für Sparsame auch einzeln), Handys, Uhren, geschnitzte Kamele und immer wieder Tempo-Taschentücher. Keine Ahnung, warum die gerade der Hit sind. Das Essen schmeckt prima; zum Schluss gibt es noch zwei Glas Minztee gratis dazu, aus geschätzter 50 Zentimeter Höhe eingeschenkt. Das alles für 100 Dirham (10 Euro) incl. einer Fanta Lemon und einem lustigen Gespräch mit den Japanerinnen. Als ich mich wieder auf den Weg mache, raunt mir einer der Anmacher zu: „Tipp, Tipp, Tipp.“ Na, mein Junge, 10 Dirham Trinkgeld habe ich schon gegeben. Aber ich stecke ihm trotzdem noch weitere 5 zu. Das marokkanische Geld muss ohnehin ausgegeben werden. 


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